Stadtwerke weiterhin gut im Geschäft
Vom reinen Energieversorger zum Infrastrukturdienstleister
Mit fairen Preisen, erstklassigem Kundenservice und anspruchsvoller Technik behaupten sich die Stadtwerke Langen im hart umkämpften Energiemarkt. Dieses Fazit zog Direktor Manfred Pusdrowski bei der Vorlage des Jahresabschlusses 2018. Alle Kennzahlen für Leistungskraft, Rentabilität und kontinuierliche Modernisierung würden stimmen. Die Stadtwerke hätten ihren Auftrag als Energie- und Infrastrukturdienstleister für die Menschen, Unternehmen und Behörden in Langen und Egelsbach wieder an jedem Tag und rund um die Uhr ohne nennenswerte Störungen erfüllt.
Laut Pusdrowski waren die Stadtwerke im vorigen Jahr in allen Geschäftsbereichen weiter gut im Geschäft. Besonders viel Freude mache aktuell die Wärmesparte, die sich dank der Neubaugebiete hervorragend entwickele. Der außerordentlich hohe Gewinn in 2018 von zehn Millionen Euro sei aber „leider nur eine Eintagsfliege, weil darin ein bedeutendes Grundstücksgeschäft enthalten ist“.
Wie auch immer: An die Anteilseigener gehen von dem satten Überschuss vier Millionen Euro, ein vergleichsweise dicker Batzen. Sechs Millionen Euro stecken die Stadtwerke in ihre Rücklagen, um das Unternehmen fit für die Zukunft und den härter werdenden Wettbewerb zu machen. Von den erfreulichen Zahlen und der positiven Entwicklung profitieren die Stadt Langen, die 75,2 Prozent der Anteile hält, die Gemeinde Egelsbach, die mit 4,8 Prozent beteiligt ist, die Entega AG in Darmstadt und die Energieversorgung Offenbach AG, die mit jeweils zehn Prozent dabei sind.
„Viel mehr als Energie“ – das Motto der Stadtwerke kommt auf vielen Feldern zur Entfaltung. So hat das Unternehmen maßgeblich dazu beigetragen, dass das Neubaugebiet an der Liebigstraße aufs Gleis gesetzt werden konnte. „Der Verkauf unserer großen Grundstücke rund um den Stadtwerketurm ist nicht nur gut für die Stadt und den Wohnungsmarkt, sondern zahlt sich auch für uns selber aus. Wir bekommen gutes Geld dafür, das wir in Zukunftsprojekte investieren. Außerdem bekommen wir neue Kunden, die uns dauerhafte Erträge bringen“, sagte Pusdrowski.
Eckpfeiler des Stadtwerkegeschäfts ist die Energieversorgung mit Strom, Erdgas und Fernwärme. Außerdem gewinnt und liefert das Unternehmen Trinkwasser, managt den öffentlichen Personennahverkehr in Langen und Egelsbach und ist eng mit den Kommunalen Betrieben (KBL) verzahnt. Für Pusdrowski war denn auch die Eröffnung des neuen Betriebs- und Wertstoffhofs an der Darmstädter Straße im vorigen August einer der Höhepunkte des vergangenen Jahres.
Die Stadtwerke versorgen den Standort mit Energie aus einem modernen Blockheizkraftwerk, das genügend Kapazität hat, um umweltfreundliche Fernwärme in die benachbarten neuen Wohngebiete in Langen und Egelsbach zu bringen. „Überhaupt leisten wir innerhalb der Energiewende maßgebliche Beiträge zur Umstellung auf regenerative Energien, fördern Energieeffizienz und nutzen die Chancen für aktiven Klimaschutz in unserem Versorgungsgebiet“, betonte Pusdrowski.
Bei einem nach wie vor soliden Marktanteil im Strom- und Gasgeschäft von knapp 80 Prozent agieren die Stadtwerke weiterhin von einem soliden Fundament aus. Die Umsatzerlöse sind um 2,4 Millionen auf 47,6 Millionen Euro gesunken, vor allem, weil das Unternehmen Anfang 2018 abermals den Erdgaspreis reduzieren konnte.
Kräftig investiert wurde wieder in die Versorgungssicherheit. Acht Millionen Euro flossen in die Modernisierung und den Neubau von technischen Anlagen und Betriebseinrichtungen. Zu den größten Einzelinvestitionen zählte die Erschließung des Neubaugebiets Leimenkaute in Egelsbach. Ein Meilenstein in der Wasserversorgung war nach Pusdrowskis Angaben die 2018 begonnene und in diesem Frühjahr fertiggestellte neue Wasserleitung entlang der Darmstädter Straße von Langen nach Egelsbach. Sie ist eine von zwei Versorgungssträngen, über die Egelsbach mit Trinkwasser versorgt wird.
Weil Absatzverträge ausliefen, sank die Elektrizitätsabgabe um 8,6 Prozent. Bei durchweg konstanten Tarifen gingen die Stromerlöse wegen der niedrigeren Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz um 4,9 Prozent auf 23,9 Millionen Euro zurück. Beim Erdgasverkauf spielte die wärmere Witterung eine Rolle und führte zu Einbußen bei der Absatzmenge (minus 3,9 Prozent) und den Erlösen (minus elf Prozent auf 12,2 Millionen Euro), wobei Letzteres auch aus der Preissenkung resultiert.
„Weiter positiv entwickelte sich die Wärmesparte, die 2018 trotz höherer Temperaturen um sieben Prozent wuchs“, hob Pusdrowski hervor. Als Grund dafür nannte er den Zuwachs an Kunden. Die Erlöse sind dennoch leicht auf 2,58 Millionen Euro gesunken, weil im Vorjahreswert ein einmaliger Förderzuschuss enthalten war.
Die Trinkwasserabgabe ist durch den Bevölkerungszuwachs und die warmen Sommermonate um 5,5 Prozent gestiegen. Das führte unter Berücksichtigung einer erstmals seit langer Zeit erfolgten Preiserhöhung Mitte vergangenen Jahres zu Erlösen von 5,6 Millionen Euro (plus 10,5 Prozent).
Beim öffentlichen Personennahverkehr mit Stadtbussen und dem Anruf-Sammeltaxi kam es zu einer leichten Steigerung der beförderten Personen (insgesamt rund 1,5 Millionen). Das Defizit der Sparte ist allerdings weiter gestiegen. Unter Berücksichtigung der regionalen Ausgleichszahlungen an den Rhein-Main-Verkehrsverbund und an die Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach lagen die Erträge mit 829.000 Euro um acht Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Im Vermietungsgeschäft war die Stadtwerke Langen Immobilien GmbH ein weiteres Mal ausgesprochen erfolgreich. Durch die Komplettbelegung der 140 Wohnungen in den fünf betreuten Gebäuden an der Anna-, Elisabethen-, Bahn- und Westendstraße sowie an der Fahrgasse und dank eines konsequenten Werterhaltungsmanagements führte die Tochtergesellschaft einen Gewinn von 233.000 Euro an die Stadtwerke-Mutter ab. Wie Pusdrowski berichtete, rücke nun ein Projekt im Baugebiet Liebigstraße in den Vordergrund, mit dem zusätzlicher bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden solle.
Die Stadtwerke sind nach den Worten ihres Direktors ein attraktiver Arbeitgeber mit gutbezahlten und sicheren Arbeitsplätzen. Deren Zahl ist in den vergangenen Jahren besonders durch das stetige Wachstum der Wärmesparte auf knapp 100 gestiegen. Dazu beigetragen habe auch die Erschließung der großen Neubaugebiete mit Fernwärme, Wasser und Strom. Zu den neu gebauten Blockheizkraftwerken zählt als Besonderheit die unterirdische Fernwärme-Heizzentrale nördlich der Elisabeth-Selbert-Allee. Sie wurde in den Lärmschutzwall an der Nordumgehung integriert und ist in diesem Jahr in Betrieb gegangen.
Zuwachs gab es 2018 auch wieder bei der Photovoltaik. Von privater Seite wurden in Langen und Egelsbach 15 weitere Anlagen installiert. Der Bestand erhöhte sich dadurch auf 320. Insgesamt produzieren sie eine Strommenge, die dem Bedarf von mehr als 800 Haushalten deckt.
Mit Blick in die Zukunft geht Pusdrowski davon aus, dass die Stadtwerke Langen auch angesichts der vielen technologischen und strukturellen Umbrüche ihre wirtschaftliche Stärke erhalten können. „Wir sehen uns grundsätzlich gut aufgestellt und werden die sich bietenden Chancen weiter konsequent nutzen“, unterstrich er und sprach damit die Entwicklung der Neubaugebiete und die daraus folgenden Potenziale für das Wärmegeschäft an. Überdies wandelten sich die Stadtwerke immer mehr vom reinen Energieversorger zum Infrastrukturdienstleister. „Das reicht von einem stärkeren Engagement für öffentlich zugängliche Ladesäulen für Elektroautos bis hin zu einem Netz von Heizzentralen für die Wärmelieferung.